Münsterberg

Münsterberg

Münsterberg an der Ohle, 58 km südlich von Breslau gelegen, war bis zur Vertreibung durch die Polen 1945/46 die Heimatstadt von beinahe 10000 nur deutschen Einwohnern. Wie die meisten schlesischen Städte wurde Münsterberg nach dem Mongolensturm von 1241 in der Mitte des 13. Jahrhunderts als deutsche Stadt gegründet. Es war dort 1234 ein kleiner slawischer Ort "Sambice": erwähnt, der wie das nahe gelegene Kloster Heinrichau von den Mongolen niedergebrannt wurde. Urkundlich wurde Münsterberg zum ersten Mal am 1.2.1253 genannt, es muß da bereits als deutschrechtliche Stadt bestanden haben. Der Name der Stadt wird dort als "Munsterberck" und 1268 "Sambiz videlicet Munsterberge" erwähnt. Auch Münsterberg bekam die bekannte Stadtanlage mit gitternetzförmigem Straßennetz und ca. 90 x 160 m großem Ring. Es hatte innerhalb der 1336 nachweisbaren Stadtmauern die beachtliche Fläche von 35 ha.

Patschkauer Tor
Der Patschkauer Torturm

Fünf Tore waren in der Mauer: das Patschkauer, Neisser, Breslauer, Burg- und Webertor. Das "Münster auf dem Berge", die Stadtpfarrkirche zu St. Georg, war von 1282 an Kern des Stadtwappens.
Seit 1276 bestand ein St.Peter-Pauls-Hospital, das die Kreuzherren mit dem roten Stern von St. Matthias in Breslau im Jahr 1282 übernahmen. Nach dem Tod Herzog Heinrich IV. von Breslau (dem Minnesänger aus der Heidelberger Liederhandschrift) im Jahr 1290 erbte Bolko 1. von Jauer-ðLöwenberg u.a. Münsterberg und Frankenstein. Er erbaute im Norden der Stadt eine 1300/1301 belegte Burg. Nach seinem Tod 1301 wurden seine Besitzungen unter seine Söhne aufgeteilt.
Am 22.11.1321 übernahm der Jüngste von ihnen, Bolko II. als Herzog von Münsterberg und so als Begründer der Münsterberger Herzogslinie das Herzogtum. Er schlug in der Burg seine Residenz auf. Münsterberg erhielt durch ihn das Meilenrecht, 1322 das Recht der freien Ratswahl. Er war auch der große Wohltäter von Kloster Heinrichau und wurde nach seinem Tod 1341 in der Klosterkirche Heinrichau beigesetzt.

Alte Schule
Giebel der alten Schule

Der letzte dieser Herzogslinie war der am 27.12.1428 im Kampf gegen die Hussiten gefallene Herzog Johann. Die Burg verfiel. Münsterberg war mit Frankenstein dann im Besitz der Podiebrad.
Karl 1. verlegte die Residenz in das neu und prächtig erbaute Schloß zu Frankenstein. Die alte Burg in Münsterberg wurde 1488 völlig zerstört. In der Nähe des Neisser Tores war ein neues Schloß erbaut worden, das aber im 18.Jahrhundert verfiel und 1791 abgerissen wurde. Auf den Grundmauern wurde dann im Geiste von C. G. Langhans durch den Bauinspektor Neithard von Gheisenau die ev. Kirche erbaut. Vom Rathaus ans dem 16.Jahrh. ist nur der Rathausturm erhalten.
Das heutige Rathaus wurde 1888-91 erbaut.
Von der Stadtbefestigung sind noch Mauerreste und der Patschkauer Torturm erhalten.

Münster
Katholische Pfarrkirche

Die katholische Pfarrkirche St. Georg, das "Münster auf dem Berge" ist das Wahrzeichen der Stadt. Es erhebt sich wirklich hoch über den anderen Häusern der Stadt. An das neugotische, zweischiffige Langhaus (um 1265/75) wurden im 15.Jahrh. das dreischiffige Hochchor und zwei Kapellen angefügt.

Münsterberg war bis 1932 Kreisstadt. Der Kreis wurde im Zuge der Notverordnungen mit dem Kreise Frankenstein zusammengelegt. Kreisstadt wurde Frankenstein. Münsterberg wurde zur Industriestadt. Es entstanden die großen Anlagen der Deutschen Ton- und Steinzeugwerke, Werke mit europäischer Bedeutung. Zu der bereits bestehenden Zuckerfabrik kommt die weitbekannte Gemüsekonservenfabrik: Carl Seidel & Co. Sie gaben dem Umkreis ein neues Charakteristikum. Überall entstanden ausgedehnte Spargel-, Karotten-, Bohnen- und andere Gemüsefelder.

Gleichsam als Gegengewicht zu den neuen Industriebetrieben wurde auf öden Sandbergen der Stadtpark mit 80 Morgen angelegt. Mit seinen schönen Gartenanlagen, Goldfischteich, Wasserfallen und dem Wasserschloß, ist der Park ein Schmuckstück der zusammen mit den Waldungen die Stadt in den Rang eines Kurortes erhebt Durch die ausgedehnten Waldungen, wie z.B. den Stadtwald führen herrliche Wanderwege bis hin zum Rummelsberg (398 m) oder zu dem 7 km entfernten Kloster Heinrichau.
Münsterberg bekam 1872 Eisenbahnanschluß von Breslau her, der 1873/74 nach Glatz verlängert wurde. Auf dem Bahnhof an den haltenden Zügen ließ die Stadt für den Fremdenverkehr durch Jugendliche werben, die ein Plakat hielten und sangen:

"Besucht das schöne Münsterberg"

Luftaufnahme
Aus einem Werbeprospekt der 30er Jahre, nachträglich coloriert